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Panorama Streit bei Fridays for Future

Greta Thunberg schickt Journalisten aus dem Saal

Protest bei Klimakongress - Greta Thunberg verlässt den Saal

Bei dem ersten Klimakongress der „Fridays for Future“-Bewegung im schweizerischen Lusanne soll es zum Streit gekommen sein. Aus Protest soll Greta Thunberg den Saal verlassen haben.

Quelle: WELT/ Eybe Ahlers

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Bei einem Europa-Treffen der jungen Klimaschützer in Lausanne treten Differenzen zutage. Mehrere Medien berichten darüber. Initiatorin Greta Thunberg gefällt das nicht – am letzten Tag des Gipfels müssen Journalisten den Saal verlassen.

Die Diskussionen über die zukünftige Ausrichtung der Schülerbewegung Fridays for Future spitzen sich zu. Am letzten Tag des ersten wichtigen europäischen Kongresses der Aktivisten im Schweizer Lausanne mit mehr als 400 Schülern ließ Initiatorin Greta Thunberg (16) Journalisten aus dem Saal werfen. Das berichtet das Schweizer Boulevardblatt „Blick“. Vorausgegangen war ein Streit über die strategische Ausrichtung des Protests, über den mehrere Medien berichtet hatten.

Dem Bericht zufolge begann am Freitag gerade eine Debatte über die Schwierigkeiten der Basisdemokratie bei Fridays for Future, als sich Thunberg zu Wort meldete. Sie machte die Medien für die schlechte Stimmung auf dem Kongress verantwortlich und rief deshalb dazu auf, die Journalisten auszuschließen, „weil sie es sonst so darstellen, als hätten wir Streit“. Eine Mehrheit der Aktivisten war dafür – die Pressevertreter mussten den Raum verlassen. Allerdings nur kurz. Nach wenigen Minuten durften die Journalisten den Diskussionen der jungen Umweltschützer wieder beiwohnen. Einer der Organisatoren sagte gegenüber „Blick“: „Wir sind auch nur Menschen und brauchen manchmal Privatsphäre.“ Als Bewegung bemühe sich Fridays for Future allerdings, so transparent wie möglich zu sein.

Am Mittwoch war die Schwedin Thunberg laut eines Berichts des US-Portals „Buzzfeed News“ Teil einer dreißigköpfigen Gruppe gewesen, die die Haupthalle der Veranstaltung offenbar aus Protest verlassen habe. Mehrere Teilnehmer hätten das Hinausgehen aus dem Saal als „Streik“ beschrieben. „Blick“-Reporter berichten, eine Teilnehmerin wäre vor dem Saal gar „heulend zusammengebrochen“.

Der Grund: Offenbar gab es Streit über einen Forderungskatalog der Bewegung. Am Dienstag hätte laut „Buzzfeed“ ein Komitee 20 konkrete Handlungsanweisungen an die Politik formuliert – etwa zu Reformen der Landwirtschaft und zu CO2-Einsparungen in der Schifffahrt. Thunberg und eine Reihe anderer Mitglieder hätten diese konkreten Ideen mit allgemeineren Formulierungen ersetzen wollen – etwa „Hören Sie auf die Wissenschaft!“ . Thunberg habe geäußert, dass nicht alle den spezifischen Forderungen zustimmen würden.

Auch wenn die 16-Jährige gegenüber „Buzzfeed“ erklärt, den Saal nur verlassen zu haben, um eine enttäuschte Mitstreiterin zu trösten, deutet die Szene auf grundsätzliche Spannungen bei Fridays for Future hin.

Nach Lausanne geht es für Thunberg per Hochseejacht über den Atlantik erst in die USA, später nach Chile. In New York will sie am Klimagipfel der Vereinten Nationen teilnehmen. Für ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump will die 16-Jährige auf ihrer Reise keine Zeit verschwenden. „Wenn er nicht bereit ist, der Wissenschaft und Experten zuzuhören, wie soll ich ihn dann überzeugen? Wie soll irgendjemandem von unserer Bewegung das gelingen?“, sagte die junge Schwedin dem öffentlich-rechtlichen Schweizer Sender RTS am Donnerstag in einem Interview. „Ich würde also meine Zeit nicht mit einem Treffen mit Donald Trump verschwenden“, so Thunberg auf die Frage, was sie Trump bei einem Treffen sagen würde. Stattdessen werde sie bei ihrer Reise versuchen, die Bevölkerung zu überzeugen, mehr Druck auf den US-Präsidenten zu machen.

In der FFF-Bewegung geht es neben der Frage, wie basisdemokratisch und wie konkret die Bewegung sein möchte, in internen Diskussionen immer wieder auch um die Radikalität des Protests. Teile der Bewegung wünschen sich deutlicheren Widerstand auf der Straße. In Deutschland hat sich zudem eine „antikapitalistische Plattform“, eine Art linker Flügel, gegründet.

In einem Aufruf zur gemeinsamen Demonstration mit dem in Teilen linksextremen Bündnis „Ende Gelände“ solidarisierten sich einige Aktivisten von Fridays for Future zuletzt mit den französischen Gelbwesten. Diese hätten „eine passende Antwort auf die neoliberale Agenda der Macron-Regierung gefunden, an ihnen müssen wir uns orientieren“.

Zunehmend gerät auch Luisa Neubauer, die wohl bekannteste deutsche Aktivistin, ins Visier parteiinterner Kritiker. In einer Chatgruppe linker Aktivisten kursieren derzeit etwa Bilder, die ein durchgestrichenes Foto Neubauers zeigen. Daneben steht: „Gegen Personenkult und Autoritäten“.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos für das Studierendenmagazin „Zeit Campus“ halten knapp drei Viertel (73 Prozent) der 18- bis 30-Jährigen den Klimawandel für eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Drei Prozent nehmen demnach regelmäßig an Demonstrationen wie Fridays for Future teil.

Klimaaktivisten finden großen Anklang bei den 18- bis 30-Jährigen

Bei den Initiatoren von „Fridays for Future“ scheint nicht immer Einigkeit zu herrschen. Dabei ist die Bewegung besonders für junge Menschen wichtig. Drei Viertel der 18- bis 30-Jährigen halten den Klimawandel für eine der großen Herausforderungen unserer Zeit.

Quelle: WELT/Nicole Fuchs-Wiecha

lep/cwu mit dpa

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